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(Portrait) Oryzias sakaizumii

Autor: Axel Eywill (D)

Vorwort

Für den Oryzias sakaizumii gilt das gleiche wie ich bereits im Vorwort zu meinem Artikel zu Oryzias latipes „Aichi Ken“ geschrieben hatte. Auch er führt in der Aquaristik Fangemeinde und auch unter den Medaka Fans ein Schattendasein. Allerdings gibt es den Oryzias sakaizumii erst seit 2012 als neu beschriebene Art. Bis dahin wurde er als Oryzias latipes beschrieben. Somit gibt es aktuell in Japan zwei unterschiedliche Reisfisch Arten. In Japan wird der Oryzias sakaizumii auch Kita-Medaka genannt, und galt bis 2012 auch als Nord Medaka.

Oryzias sakaizumii Weibchen (Seitenansicht) Bild von Herrn Shinzo Miwa (Japan)

Unterschiede zwischen Oryzias latipes & Oryzias sakaizumii

Bereits 2004 wurden gewisse Unterschiede zwischen dem damals auch als japanischer Reisfisch aus der südlichen Region Japans (Oryzias latipes) und aus der nördlichen Region (ab 2012 Oryizias sakaizumii) im Biohistory Journal – Herbstausgabe Nr.42 aus dem Jahr 2004 grafisch gezeigt und erwähnt. Die Maulform wurde als rund beschrieben und der Ansatz der Augenpartie befindet sich beim sakaizumii im oberen Kopfbereich. Bei Oryzias latipes eher im zentralen Kopfbereich. Siehe dazu die Grafik die im Biohistory Journal veröffentlicht wurde. Außerdem hat Oryzias sakaizumii je nach Population teilweise anscheinend auch schwarz hinterlegte Schuppen

Bild entnommen von https://www.brh.co.jp/en/seimeishi/journal/042/research_11.html

Oryzias sakaizumii als neue Art des jaapanischen Reisfisches

Für viele war es sicher eine Überaschung als 2012 ein Teil der im nördlichen Teil Japans vorkommenden japanischen Reisfische von Toshinobu Asai, Hiroshi Senou und Kazumi Hosoya neu beschrieben wurden. Aus Oryzias latipes wurde bei einigen Populationen Oryzias sakaizumii. Einer der ersten Fundorte war in der „Fukui Prefektur“. Allerdings sind bisher anscheinend nur Nachkommen der „Niigata Prefektur“ nach Europa gelangt. Ich hatte das Glück, daß ich 2018 ein paar Jungfische von meinem japanischen Freund Shinzo Miwa, anlässlich der internationalen DKG Leistungsschau in Hohenkammer mitgebracht bekam. Mein letzter Wissenstand ist, das es wohl aktuell mindestens 3 Fundortvarianten dieses Fisches gibt, die sich teilweise auch etwas farblich unterscheiden. Ich selber pflege derzeit nur Nachkommen aus der „Niigata Prefektur“ Population.

Oryzias sakaizumii „Niigata Prefektur“ in der Draufsicht

Oryzias sakaizumii Wild Populationen:

Karte die veranschlichen versucht, wo es Oryzias sakaizumii Populationen gibt

Haltung und Pflege von Oryzias sakaizumii

Nun zumindest die Nachkommen der „Niigata Population“ scheint ebenso robust zu sein wie die „Aichi Ken“ Population von Oryzias latipes, die ich ja ebenfalls pflege und auch erfolgreich nachziehen konnte. Versuche diese sakaizumii Population drin zu überwintern, bereitete mir trotz kühler Überwinterung Probleme, was leider auch mit Verlusten einher ging. Letztes Jahr hielt ich sie wie die Oryzias latipes „Aichi Ken“ Population auch über Winter draußen (der Winter war recht mild), was hervorragend klappte und zu keinen weiteren Verlusten führte. Die Fische zeigten sich munter und gesund.

Oryzias sakaizumii „Aomori Pref.“ Bild von Herrn Shinzo Miwa

Im Laufe des Frühjahrs konnte ich 2019 auch sehr früh erste Jungfische zwischen den Alttieren entdecken. Es wurden im Laufe der natürlichen Laichsaison immer mehr Jungfische, das man davon ausgehen kann das diese Art Ihrem nachwuchs gar nicht oder kaum nachstellt. Bevorzugt wurden die Eier in den fadenalgenpolstern abgelegt, die sich natürlich draußen oft bilden. Künstliche Laichmobs wurden dagegen vollkommen ignoriert.

Quellen:

Die Eientwicklung beim Medaka in Bildern

Autor: Maggie Haller ( AUT)

Einer der Gründe, warum ich Medaka so liebe, ist, dass man die Entwicklung der Fischlarven durch die durchsichtige Eihülle super beobachten kann. Dazu gibt es eine ausgezeichnete Publikation, in der die einzelnen Phasen der Embryonalentwicklung des Medaka inklusive Abbildungen beschrieben sind. Das ist aber alles sehr wissenschaftlich, also habe ich eine abgespeckte Version davon erstellt.

Das Alter eines Medaka misst man übrigens am besten in seiner Körperlänge! Egal ob im Ei oder schon draußen. Die Entwicklingsdauer kann nämlich je nach Temperatur stark variieren und ist somit kein guter Richtwert.

Übrigens lässt sich zwar mit freiem Auge einiges erkennen, ich empfehle aber trotzdem eine Lupe oder – ein bisschen moderner – ein Makroobjektiv. 

Von der Befruchtung bis zum Schlupf…

0- 12 Stunden: Viele kennen es bestimmt noch aus dem Biologieunterricht: Die erste Zellteilung, dann die zweite, dritte… bis ein vielzelliger Zellhaufen entsteht, die Morula. Dieser formt erst eine Blase aus mit einer einzigen Zellschicht als Außenwand. Diese sogenannte Blastula stülpt sich um, sodass die dreischichtige Gastrula entsteht. Ab diesem Zeitpunkt hat der Embryo eine klar definierte Vorder- und Rückseite. 

Der Entwicklungsbiologe Lewis Wolpert sagte dazu „Es ist nicht die Geburt, die Hochzeit oder der Tod, sondern die Gastrulation, welche in Wirklichkeit der wichtigste Zeitpunkt in deinem Leben ist.“ In den drei Schichten der Gastrula finden sich die Grundlagen der Organentwicklung in den folgenden Stufen.

Im Ei kann man mit etwas Glück den Zellhaufen erkennen – vor allem sieht man aber die Öltröpfchen, die sich auf einer Seite im Ei sammeln.

1-3 Tage: Aus der Gastrula formt sich der Embryo. Gleich zu beginn setzt die Entstehung des Gehirns und Nervensystems ein. Ziemlich früh entstehen außerdem unvollständige Augen und auch die Anlage für das Herz wird bald gebildet. Ein wichtiger Meilenstein ist das Einsetzen des Herzschlages, das man mit einem Hilfsmittel gut im Ei erkennen kann! Bei warmen Temperaturen geschieht das bereits am zweiten Tag. Außen auf dem Dottersack erscheinen zu dieser Zeit schwarze Punkte (Melanophoren). 

4-5 Tage: In der Zeit in der der Embryo 3/4 bis die volle Länge des Dotters umspannt, beginnen sich die Kiemen, Ohren, Nieren und Schwimmblase zu entwickeln. Auch bei den Augen sieht man große Veränderungen. Sie sind jetzt auch mit freiem Auge erkennbar. Wie weit der Schwanz um den Dotter reicht, ist generell ein guter Maßstab dafür, wie weit er Embryo entwickelt ist. Selten, aber doch bewegt sich der Embryo.

6-8 Tage: Wenn die Schwanzspitze den Bereich zwischen den Augen erreicht, ziehen sich auch die Farbzellen über die gesamte Körperlänge. Diese Färbung ist allerdings abhängig von der Zuchtform. Wer sehr gute Augen hat, kann sogar ohne Hilfsmittel Organe und den Blutkreislauf beobachten. Jetzt erst beginnt die Entwicklung von Milz und Flossen. Mit etwas Glück erkennt man auch die gelb bis gelb-grünliche Gallenblase. Währenddessen bewegt sich die Schwanzspitze weiter an den Augen vorbei und der Platz im Ei wird immer knapper.

9-10 Tage: Augen, Flossen und der Mund bewegen sich nun sehr häufig und die Embryonen drehen sich öfter im Ei um. Wenn die Schwanzspitze die Brustflossen erreicht, ist es höchste Zeit für den Schlupf. Mit einer Drehung reißen die Medakalarven die Eihülle auf und schlüpfen – mit dem Schwanz voran. 

Direkt nach dem Schlupf tragen die Medaka noch einen Dottersack mit sich rum, den sie in den ungefähr den nächsten 24 Stunden komplett aufbrauchen. Hinter dem Kopf auf der linken Seite der Wirbelsäule kann man als roten Punkt die Milz erkennen. Die frisch geschlüpften Medakababies sind noch keine vollständig entwickelten Fische, sondern Fischlarven. Flossen und Verdauungstrakt sind noch unterentwickelt. Erst, wenn die Fische 1.5 bis 2.5 cm lang sind, sind sie vollständig entwickelt und das Larvenstadium abgeschlossen. 

Meine persönliche Medaka Einsteiger Geschichte

Autor: Axel Eywill (D)

Vorwort

Mit diesem Beitrag möchte ich einfach einmal knapp 6 Jahre Medaka Haltung Revue passieren lassen. Meine persönlichen Medaka Träume und was daraus wurde. Begleitet mich einfach auf eine kleine persönliche Medaka Zeitreise! Den meisten Leute aus dem WWW und Social Media bin ich sicher als „Medaka Einsteiger“ bekannt, und weniger unter meinem richtigen Namen.

Axel Eywill alias Medaka Einsteiger und weiterer Facebook Nicknames!

Wie alles begann!

Nun 2014 befand ich mich noch fest im Endler Guppy Fieber, hier speziell die Wildformen von Poecilia wingei. Auf der Suche nach Infos wurde ich damals auch Mitglied in einem Berliner Guppy Forum. Damals postete Claus Osche, den ich damals noch nicht persönlich kannte, mehrere Beiträge aus Japan, wo er erste Bilder von Medaka verlinkt hatte. Es waren damals „Tri color“ und „Miyuki“, die mich sofort in den Bann zogen. Und wenn sowas der Fall ist lasse ich selten locker.

2014 war aus Medaka Sicht ein Jahr mit extrem hohem Frust Faktor. Man sah was, wollte es und konnte es nicht bekommen. Es war zum Verrückt werden. Selbst Infos waren so gut wie nicht zu finden, außer auf japanischen Seiten, oder wissenschaftliche Abhandlungen. Damals kam dann auch der verhängnisvolle Entschluss mich bei Facebook anzumelden. Was daraus wurde hat der Ein oder andere ja fast von Anfang an miterlebt. Meine ersten Medaka bekam ich August 2014 via AquaBid von einem Killifisch Freund aus Spanien, der sie dort in einem Laden entdeckt hatte und aus Spaß nachgezogen hatte, allerdings ohne jegliche züchterische Ambitionen. Es waren sogenannte orange & weiße als Mix.

Erste Tiere von 2014 „Medaka Yang Guifei & Shiro Medaka“ Bild von 2015

Kurz darauf bekam ich dann AO Medaka (stahlblau) Dharma von Roberto Pellegerini, der ebenfalls Eier auf AquaBid angeboten hatte. Damals wusste ich natürlich noch nicht, was es mit dem Begriff auf sich hatte. Das erfuhr ich dann mit eigenen Augen bei der Aufzucht der geschlüpften Jungfische! 😉

Medaka „AO Medaka var. Dharma“ Weibchen mit Eiern 2015

Der Medaka Virus und seine persönlichen Folgen

Nun 2014 passierte nicht mehr viel. Die Saison war quasi fast gelaufen, als doch noch erster Nachwuchs bei den Medaka schlüpfte. ein bleibendes Erlebnis das man nie vergisst, das ich heute auch immer wieder Medaka Anfängern so schreibe. Diese Erinnerung bleibt! Egal ob man dem Medaka verfällt oder nicht. Für 2015 hatte ich mir einiges vorgenommen, und da Facebook anscheinend die Info Quelle bzgl. Medaka schon damals war, meldete ich mich auch an. Damals nahm ich dann auch nochmals zu Roberto Pellegrini Kontakt auf, um weitere Infos zum Medaka zu bekommen. Gleichzeitig ging ich in Facebook auf die Suche nach Medaka. Das erste Bild das ich damals in die Finger bekam war ein „Black Lamè“. Ich war damals schock verliebt und musste diese Zuchtvariante haben. Aber in Europa nicht zu bekommen!

Medaka „Miyuki Black Lamè“

Durch Zufall stolperte ich dann über einen Händler in Hongkong der auch bereit war international zu versenden. Damals gab es dann den glücklichen Umstand das auch ein paar Leute aus der in Italien wachsenden Medaka Fangemeinde in HK bestellen wollten. Also wurde eine Sammelbestellung organisiert. Die damaligen Preise würden heute sicher viele schocken. Aber ein paar Leute waren dazu bereit und damit wurde auch ein Grundstein gelegt, von dem was es heute in Europa und teilweise auch im deutschsprachigen Raum gibt. Es war ein sehr abenteuerlicher Import damals, auf den ich hier nicht näher eingehen möchte. Leider auch im Nachhinein mit Rückschlägen verbunden, da nicht alle Fische bis zum Ende der Saison überlebt hatten. Aber das gehört leider zum Import Risiko dazu. 2017 wurde mein Bestand dann so groß, daß ich meine persönliche Reißleine zog. Aus meiner Liebe zum Medaka wurde eine regelrechte Sammel Leidenschaft die ich dann 2018 reduzierte und auch damit 2019 fort fuhr, indem ich einen Teil meiner Fische in meine zukünftige Heimat brachte. Nicht weil ich die Lust verloren hätte, sondern es wurde einfach zu viel für meine persönlichen Ziele. Nicht zur vermehren sondern auch die Qualität der vorhandenen Stämme zu verbessern.

Ein kleiner Medaka Hype?

2016 sollte dann insgesamt ein interessantes und spannendes Jahr werden. Friedrich Bitter veröffentlichte erstmals einen ausführlichen Medaka Bericht in einer der AMAZONAS Journal Ausgaben, und das hatte aus meiner persönlichen Sicht positive Folgen für die Medaka Szene im deutschsprachigen Raum. Das Interesse wurde erstmals sichtbar geweckt. In meiner damals gegründeten Facebook Medaka Gruppe, stiegen die Mitglieder Zahlen und auch auf meinem 2015 online gestellten Medaka Blog „Medaka Project“ kam Leben rein. Das Interesse war geweckt!

Vergangenheit & Zukunft

Seit 2016 hat sich national sowie international in der Medaka Fangemeinde einiges getan. Ruhig aber kontinuierlich wächst die Fangemeinde. Es gab erste Medaka Ausstellungen in Italien. Ich besuchte 2017 erstmals einen italienischen Freund und seine Medaka Zucht in der Nähe von Turin.

Teil der Medaka Outdoor Anlage von Gianluca Bonomo in der Nähe von Turin 2017

2018 nahm ich erstmals bei der italienischen Medaka Show meiner italienischen Medaka Freunde in Lucca teil. Es gab national und international weitere Importe und Herr Friedrich Bitter hat seit ein paar Jahren auch immer eigene Medaka Nachzuchten in seinem Onlineshop (getshrimp.de) im Angebot. Es wurde erstmals außerhalb Japans ein Medaka Verein in Deutschland gegründet. Medaka Vorträge von mir und anderen gab es im Laufe der letzten Jahre sowie privat organisierte Medaka Treffen. Darauf lässt sich sicher aufbauen.

Aber es gab oder gibt aus meiner persönlichen Sicht auch Dinge die ich weniger schön finde, oder fand. Aber das gehört wohl auch leider zu einer wachsenden Popularität des Medaka dazu. Der Medaka hat einiges Potenzial auch außerhalb der regulären Aquaristik. Das sieht man schon alleine am Zustrom von Medaka Interessierten aus der Fangemeinde der Miniteich Besitzer. Wird es einen Medaka Hype geben? Ich persönlich wünsche es mir eigentlich nicht. Der Medaka oder auch japanische Reisfisch bietet einige Möglichkeiten, die andere Zierfische so selten zulassen. Ob nun Outdoor Aquaristik oder Mini Teich, er bietet einiges. Aber ich wünsche mir nicht das sich daraus ein Ruf entwickelt, der ihn zum Ramsch Fisch oder änhliches macht. Der Medaka hätte es einfach nicht verdient!

Methylenblau in der Medakazucht

Autor: Maggie Haller (AUT)

Diesen Artikel habe ich bereits letztes Jahr verfasst, dennoch sind Mittelchen wie Methylenblau weiterhin beliebt in der Medakazucht. Selbst in Protokollen für die Laborhaltung und -zucht wird Methylenblau empfohlen. Dabei ist es ziemlich interessant, dass es gar nicht so viele Belege für die Wirksamkeit gibt.

Aber: Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Methylenblau (MB) lassen sich nicht verallgemeinern und sind von Fischart zu Fischart unterschiedlich. Im schlimmsten Fall richtet man mit der falschen oder ungenauen Dosierung sogar Schaden an. Dazu kommt, dass MB auch für den Menschen nicht ganz ungefährlich ist. Es gibt super Alternativen gegen Laichverpilzung, durch die die Verwendung von MB eigentlich nicht notwendig ist: Zum Beispiel Wasserwechsel und/oder Salz. Wenn man – aus welchem Grund auch immer – gar nicht um die Verwendung von MB herumkommt, sollte die Behandlungsdauer immer so kurz wie möglich gehalten werden.

Bei Park et al. (2019) führte Methylenblau zu einer geringeren Überlebensrate der Eier – die Einsatzkonzentration war aber auch um ein Vielfaches höher, als wir normalerweise verwenden würden. Also schauen wir uns einmal Studien an, bei denen die Einsatzkonzentration näher an den empfohlenen 2 mg/L liegt:

Chambel et al. (2014) haben Eier vom Zebrabärbling (D. rerio), Trauermantelsalmler (G. ternetzi) und Skalar (P. scalare) mit Konzentrationen von 0.5 bis 3 mg/L inkubiert. Die Skalare lasse ich außen vor, da die Schlupfrate der Kontrollgruppe beinahe 0 ist und somit die Ergebnisse nicht aussagekräftig sind. Bei den übrigen beiden Arten kommt die Studie zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen! Während es beim Trauermantelsalmer bei 3 mg/L zu einer eindeutigen Verbesserung der Schlupfrate kam, gibt es beim Zebrabärbling keinen Unterschied zur Kontrollgruppe ohne MB.

Yeasmin et al. (2016) machte einen ähnlichen Versuch mit Karpfen (C. carpio) und MB-Konzentrationen von 1-5 mg/L. Dabei waren eine Verbesserung der Schlupfrate bei 1 und 3 mg/L und eine Verschlechterung bei 5 mg/L zu erkennen. Als Referenz ist ein Bild angehängt: die ersten drei Küvetten zeigen 2, 3 und 5 mg/L. Besonders kritisch sehe ich dementsprechend auch das Verdünnen „nach Augenmaß“ – zumindest traue ich mir nicht zu, nach Farbintensität die 3 und die 5 mg/L zu unterscheiden – was (beim Karpfen) bereits den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmacht!

In allen Büchern zur Fischmedizin, die ich kenne, wird Methylenblau, wenn überhaupt, nur kurz angesprochen – meistens als Mittel gegen Nitritvergiftung. Khoo (2000) schreibt sogar explizit, dass es nicht ausreichend Belege gibt, dass eine Verwendung von MB gegen Laichverpilzung helfen würde.

Dabei gibt es etliche gute Alternativen. Gerade für Medakazüchter wird interessant sein, dass Yeasmin et al. (2016) beobachten konnten, dass Kochsalz (NaCl) gleich gut wirkt, wie MB. 1g/L NaCl führte zu einer ähnlich guten Schlupfrate wie 1 mg/L MB und auch die Hemmung des Bakterienwachstums war ähnlich. (Natürlich muss auch beim Salz abgewogen werden, ob eine Fischart dieses verträgt).

Gründe, die für die Verwendung von MB sprechen, gibt es also eher wenige. Im Gegenteil, Studien belegen, dass neben akuter und Langzeittoxizität, bei Fischen auch teratogene Effekte (Fehlerhafte Entwicklung) auftreten. So gab es bei Skalaren Probleme mit der Schwimmblase und bei amerikanischen Dickkopfelritzen (Pimephales promelas) kam es zu schlechterem Wachstum.

Als Photosensibilisator greift MB in Verbindung mit Licht die Zellen an. Das bedeutet auch, dass alle Werte nur mit großer Vorsicht genossen werden können, da Licht MB um ein vielfaches aggressiver macht. Darüber hinaus wird MB nach GHS als irritierend und korrosiv eingestuft, es kann also auch für den Menschen schädlich sein.

Meine persönliche Empfehlung ist immer, auf Zusätze zu verzichten. Stattdessen wählt man am besten einfach ein etwas größeres Gefäß, wechselt regelmäßig das Wasser und wäscht sich vor dem Hantieren mit den Eiern gut die Hände mit Seife.

Verdünnngsreihe Methylenblau

Quellen:

Chambel, J., Costa, R., Gomes, M., Mendes, S., Baptista, T., & Pedrosa, R. (2014). Hydrogen peroxide, iodine solution and methylene solution highly enhance the hatching rate of freshwater ornamental fish species. Aquaculture International, 22(6), 1743-1751. doi: 10.1007/s10499-014-9779-1

Khoo, L. (2000). Fungal diseases in fish. Seminars in Avian and Exotic Pet Medicine, 9(2), 102-111. doi: 10.1053/ax.2000.4623

Kinoshita, M., Murata, K., Naruse, K., & Tanaka, M. (2009). Medaka: Biology, Management, and Experimental Protocols. John Wiley & Sons.

Methylene blue. (n.d.). Retrieved from https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/Methylene-blue on 23.11.2019.

Noga, E. J. (2010). Fish Disease: Diagnosis and Treatment. Somerset: Wiley.

Park, I.-S., Baek, S.-W., & Moon, K. H. (2019). The Sterilization Effect of Methylene Blue, Formalin, and Iodine on Egg and Adult Stage of Marine Medaka, Oryzias dancena. Development & Reproduction, 23(3), 199-211. doi: 10.12717/dr.2019.23.3.199

Rifici, L. M., Cherry, D. S., Farris, J. L., & Cairns, J. (1996). Acute and subchronic toxicity of methylene blue to larval fathead minnows (Pimephales promelas): Implications for aquatic toxicity testing. Environmental Toxicology and Chemistry, 15(8), 1304-1308. doi: 10.1002/etc.5620150807

Tuite, E. M., & Kelly, J. M. (1993). New trends in photobiology. Journal of Photochemistry and Photobiology B: Biology, 21(2-3), 103-124. doi: 10.1016/1011-1344(93)80173-7

Yeasmin, S. M., Rahman, M. A., Hossain, M. M. M., Rahman, M. H., & Asif, A. A. (2016). Identification of causative agent for fungal infection and effect of disinfectants on hatching and survival rate of common carp (C. carpio) larvae. Asian Journal of Medical and Biological Research, 1(3), 578-588. doi: 10.3329/ajmbr.v1i3.26481

Medaka Futter selbstgemacht

Bei den Medaka ist speziell bei den Neueinsteigern und Interessierten das Futter ein beliebtes Thema. Da die Medaka Szene außerhalb Japans noch immer recht überschaubar ist, war das Thema „Medaka Futter“ bisher kein Thema für den europäischen Markt. Seit kurzem gibt es ja einen Futtermittel Hersteller aus Deutschland der eine erste Futter Serie für den Medaka auf den Markt gebracht hat. Ob dies Futter die Bedürfnisse speziell dem japanischen Reisfisch enspricht, ist schwer zu sagen. Mittlerweile sind ein paar Medaka Halter/Züchter dazu über gegangen ihr eigenes Futter herzustellen, und die Medaka nehmen es aus meiner Sicht teilweise sicher gut an. Spezialfutter für Medaka ist meist recht teuer. Für wenige Fische mag das noch akzeptabel sein. Aber bei größeren Beständen kann das schnell recht kostspielig werdern, und ob das Futter dann wirklich optimal ist mag auch dahingestellt sein.

Um so mehr freue ich mich das Marc Kähler (MK Outlaw) sich bereit erklärt hat die Zusammenstellung seines eigenen selbstgemachten Futters hier Euch zur Verfügung zu stellen. Vielleicht bekommt ja der Ein- oder andere Lust darauf es selbst auszuprobieren!

Gast Autor: Marc Kähler (D) – MK Outlaw (auf Facebook)

Trockenfuttermix für Medaka und viele andere Tiere . Rezept nur zur freien Nutzung für privaten Personen!!!

Was ihr benötigt:

  • 2/4 Krillmehl
  • 1/4 Blütenpollen
  • 1/4 Spirulina und oder Chlorella pulver
  • 1 Lichtundurchlässigen Behälter
  • 1 Pfeffermühle

Wahlweise Flockenfutter eurer Wahl zum erhöhen des Volumens. Alle Zutaten gibt es ganz easy über z.b. Amazon in verschiedenen Mengen und Qualitäten zu erwerben .

Wie kommt alles zusammen ?

Es ist so simpel das selbst Kinder es können . Ihr gebt einfach alle Zutaten in der angegebenen Menge zusammen in den Lichtundurchlässigen Behälter, und mischt die Bestandteile durch. Danach füllt ihr eine Portion in die Pfeffermühle und Fertig!

Anwendung
Zum füttern einfach wie beim Würzen, das Futter durch die Mühle direkt auf die Oberfläche geben, fertig .

Vorteile
Durch die nur portionsweise Entnahme der Mischung, habt ihr immer frisches Futter in der Mühle, dies bietet gleichzeitig beim Füttern frische Bestandteile, so das z.B. die Blütenpollen zum absoluten Leckerbissen werden. Das feine Futter schwimmt lange und verteilt sich auch im Wasser großflächig so das alle Tiere die gleichen Chancen haben ans Futter zu gelangen, und man nicht Gefahr läuft das dominante Tiere die besten Stücke alleine beanspruchen .
Feines Futter fördert den Bewegungsdrang und der Suche danach. Da Fische nur selten kauen wirkt es sich auch durchaus positiv auf die Verdauung aus, die ja nur recht kurz ist .

VORSICHT!!
So gemachtes Futter enthält keine Stoffe zur Haltbarkeitsverlängerung! Also achtet darauf das ihr nur soviel Futter macht, wie ihr auch zeitnah verbrauchen könnt . Es macht keinen Sinn 1kg herzustellen wenn man nur 500g im Jahr benötigt . Haltet es trocken und dunkel ! Ideal zur Ergänzung dieses Trockenfutters ist das Füttern von Lebendfutter, zum Beispiel aus eigenen Lebendfutter Kulturen. Mit dem Algenpulver lassen sich z.b. Wasserflöhe super züchten.

Wer mal kurz den Taschenrechner anmacht während nach den Zutaten geschaut wird, erkennt schnell wieviel Geld ihr sparen könnt und dabei auch noch drastisch die Qualität eures Futters steigert. Der Arbeitsaufwand ist verschwindend gering und wenn ihr zu viel Futter macht, könnt ihr es auch einfach selber essen und ernährt euch auch noch gesund.

Ich habe diesen Mix zusammengestellt nachdem ich überlegt habe, was die Natur den Tieren bietet und mit welchen Zutaten ich das in etwa nachahmen kann.

Heraus kam dieser Mix, mit dem ich mittlerweile Medaka, Guppys, Garnelen, Schnecken, Krabben und auch Asseln füttere. Mein Sohn nascht auch ständig beim Füttern und selbst die Katzen sind nicht abgeneigt.
Ihr könnt das Trockenfutter übrigens vielfältig weiter verarbeiten, z.b. zu Klümpchen für Bodenbewohner, einfach mit etwas Wasser zu einer Art Knete vermischen und ins Wasser werfen. Der Klumpen löst sich dann am Boden auf und bietet so selbst den kleinsten oder langsamen Tieren Nahrung.

Für mich die beste Alternative zu Kommerziellen Futtersorten und es gibt mir das Gefühl das bestmögliche für meine Tiere zu tun. Ich hoffe der Beitrag war für euch Hilfreich und ihr probiert es einfach mal aus, ich bin überzeugt ihr werdet begeistert sein und eure Tiere ebenfalls .

Ach und eine Bitte, achtet beim kauf von Blütenpollen darauf das sie aus nachhaltiger Quelle kommen die auf das Wohl der Bienen achtet, die paar Cent mehr sollten man einfach investieren.

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen das man das Futter natürlich auch als Grundbasis nehmen kann, und nach eigenen Wünschen eine weitere Aufwertung der Futter Qualität möglich ist. Zum Beispiel mit Hefe und Milchsäure Bakterien!

Futter Bestandteile und Vakuum verpacktes Futter!

(Tips) Laichverhärtung bei Medaka Weibchen

Nun mit fülligen Weibchen hat der Medaka Halter oder Züchter immer mal wieder zu tun. Aber nicht immer ist es ein Normalzustand wie dieser Bericht zeigen wird. Besonders dieses Jahr scheint die „Laichverhärtung“ bei Weibchen ein größeres Thema zu sein als zum Beispiel die Jahre davor. Geschuldet auch sicher den Wetterkapriolen der letzten Wochen.

Ich freue mich deshalb Besonders Euch heute einen Beitrag von einer Medaka Halterin aus Österreich präsentieren zu dürfen, die mit diesem Thema erst jetzt leider konfrontiert wurde. Über das Thema wurde im internationalen Medaka Netzwerk ausgiebig diskutiert!

Aber Vorab! Dieses Vorgehen ist mit erheblichen Risiken verbunden! Aber bei einer Laichverhärtung ist sonst in den meisten Fällen mit dem Tod des Weibchens zu rechnen. Also quasi eine Not OP, die allerdings viel Fingerspitzengefühl benötigt und nur im Notfall Anwendung finden sollte!

Gast Autorin Stefanie Eliasbeth Frank (AUT)

Als eine Yang Gufei Medakadame kurzfristig zum Kugelfisch wurde.

Ich und mein Mann hatten schon seit längerer Zeit ein unnatürlich rundes Weibchen in unserem kleinen Gartenteich mit 251 Liter beobachtet. An einem Samstag mussten wir dann eine Entscheidung treffen, da die Dame im wahrsten Sinne des Wortes „zu platzen“ drohte. Sie war kaum noch zu sehen und beim Fressen wirkte sie nervös. Es war nicht mehr schön mit anzusehen.

Unten sieht man das Weibchen mit dem prallen Bauch

Somit haben wir nach einer Internetrecherche und Hilfe vom neuen Medakanetzwerk, die kleine Lady während eines Wasserwechsels aus dem Teich in eine Kunststoffbox mit Teichwasser gegeben. Dabei ist uns bereits aufgefallen, dass sie abkotet und ein Darmverschluss ausgeschlossen werden konnte. Auch in der Box während einer kurzen Erholungspause für die Kleine hat sie erneut ihr Geschäft erledigt. Anschließend wurde begonnen über die bevorstehende „Operation“ zu sprechen.

Hier nochmals das Weibchen

Geplant waren ein frisches, trockenes Geschirrhandtuch, Einwegschuhe, ein feuchtes Wattestäbchen, ein Zahnstocher, lauwarmes Wasser und eine Küchenrolle. Wir haben das Geschirrhandtuch auf einen Tisch gelegt, zwei Blätter Küchenrolle in das Wasser getunkt auf das Tuch gelegt, nochmals ein Blatt eingetaucht, dann die Medakadame mit den Einweghandschuhen hinausgeholt, auf das Tuch mit der feuchten Rolle gelegt und nochmals ein feuchtes Tuch über sie gelegt. Wir haben nur mehr den hinteren Teil raussehen lassen. Mein Mann hat im hinteren Teil der Laichpapille angedrückt, es kam schon etwas Flüssigkeit heraus, dann vorsichtig mit dem Zahnstocher die Papille noch freigemacht und mit dem Wattestäbchen am Bauch entlang gestrichen, dabei sind leider ein paar Schuppen weggegangen. Das Entlangstreifen führte dazu, dass plötzlich eine große Menge an Eiern aus dem Fisch kam.

Bild mit den kompletten eiern inkl. nicht befruchteten Eiern, die sich in dem Weibchen befanden!

Schnellstmöglich wurde sie wieder in das Kunststoffbecken mit Teichwasser gegeben. Das befanden wir nicht als die beste Idee, da das Wasser nicht sauber genug war.

Bild 2 ohne die meisten unbefruchteten Eier. Ich habe versucht sie zu zählen und bei 150 Eiern aufgehört! Ein Schock! „Kommentar Axel Eywill“

Somit wurde sie später in ein kleines Quarantänebecken mit frischem Wasser gesetzt. Anfangs war ihr der Schock doch anzumerken. Nach kurzer Besprechung wurde leicht gesalzenes (mit naturbelassenem Salz), lauwarmes Wasser zur Desinfizierung dazugegeben.

Weibchen nach der Not OP in einem Quarantänebecken!

Wir hatten das Gefühl, dass sie dadurch entspannter und ruhiger wurde. Es schien ihr gut zu tun. Am nächsten Morgen war sie fit und wir freuten uns, dass sie es überlebt hatte.

Liebe Grüße aus Österreich von Familie Frank (Hobbyzüchter „MedakaRaka“ aus dem Burgenland)  

Autor Axel Eywill (Deutschland)

Mein Name ist Axel Eywill und ich beschäftige mich nun seit 2014 mit dem Thema „Medaka“. Als ich anfing gab es so gut wie keine Informationen, außer aus Japan und ein paar wenigen Informationen aus Italien. Mittlerweile hat sich auch außerhalb Japans einiges getan. Für mich ist dieses Online Magazin ein besonders reizvolles und spannendes Projekt. Mein Ziel ebenso wie mit meinem Medaka Blog medakaproject.com ist es dem Medaka Interessierten, interessante und internationale Infos zum Medaka zu bieten.

Axel Eywill alias Medaka Einsteiger