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(Medaka Interview 2020) Maggie Haller (Österreich)

Als erstes möchte ich Maggie Haller aus Österreich als neue Autorin im Team von „Medaka inside international“ Willkommen heißen. Damit die Leser sie auch etwas näher kennenlernen habe ich das vor kurzem mit Ihr geführte Interview auch hier im Magazin veröffentlicht.

Maggie Haller alias maggiesmedaka lab

Axel Eywill
Hallo Maggie und herzlichen Dank, dass ich Dich für medakaproject.com interviewen darf. Du bist Halter und Züchter von japanischen Reisfischen, den Medaka. Wie bist Du zu dieser Art gekommen, und was fasziniert Dich an ihnen?

Maggie Haller:
Hallo Axel! Es ist lustig, meinen ersten Medaka habe ich tatsächlich in Japan gesehen. Ich hatte damals nur leider keine Ahnung, was ein Medaka ist und habe nur die wunderschön glasierten und liebevollst eingerichteten Tongefäße mit den winzigen Fischlein bewundert. Kurz nach meiner Rückkehr habe ich dann erfahren, dass meine damalige Arbeitskollegin nicht nur mit Killifischen, sondern auch mit Oryzias latipes im Labor arbeitet. Schwupps gegooglet und ich war hin und weg. Also im folgenden Sommer eine kleine Teichschale und 10 Yang Guifei Medaka – das waren die einzigen, die ich bekommen konnte – angeschafft. Der eine Teich hat natürlich nicht mal die erste Saison lang gereicht.
Wie so viele andere finde ich, dass beim Medaka einfach das Gesamtpaket stimmt: Er ist ein toller Anfängerfisch, bietet aber auch für erfahrene Aquaristen Herausforderungen. Ich bin kreativ und neugierig. Ein Fisch, wo es noch etwas zu erforschen und mitgestalten gibt, hat für mich einen ganz besonderen Reiz. Eine weitere Sache, die mich am Medaka besonders fasziniert, und ich denke, das zeichnet mich in der Medakaszene auch aus, ist der naturwissenschaftliche Aspekt. Als wichtiger Modellorganismus in der Forschung gibt es unzählige wissenschaftliche Publikationen, aus denen sich Wissen für unser Hobby ableiten lässt.

Medaka Mini Teiche

Axel Eywill
Wie waren dann Deine Anfänge in der Aquaristik? Und welche Tiere hältst Du noch zuhause?

Maggie Haller:
Achje, die Anfänge. Als ich in der Volksschule war, ging meine Schwester mit einem Freund an ein nahegelegenes, kleines Gewässer planschen. Zurück kam sie mit einem Eimer voll selbst gefangener Fische und meinte, sie wolle die als Haustier halten. Mein Papa hat uns natürlich klar gemacht, dass das so nicht geht und wir brachten die Fische am nächsten Tag zurück. Eine Woche später schafften wir ein kleines tropisches Süßwasseraquarium an. Irgendwie bin ich da an der Aquaristik hängen geblieben und ich begann sukzessive das Thema selbst in die Hand zu nehmen und als ich mit der Schule fertig war, stieg plötzlich auch die Anzahl der Aquarien auf mysteriöse Weise an.
Mein neuester Zugang sind übrigens White Mosaic Guppys, sonst schwimmen in meinen Aquarien und Bottichen momentan nur Medaka und Garnelen. Neben den unzähligen Fischen habe ich hier noch zwei Kater, den einen haben wir adoptiert, der andere hat uns adoptiert. Leider mögen die beiden sich nicht.

Medaka Eier entwickelt

Axel Eywill
Medaka haben außerhalb Japans eine noch recht kurze Geschichte. Du bist die älteste Medaka Halter- & Züchterin in Österreich. Die Fangemeinde wächst international langsam aber sicher. Wie siehst Du die Entwicklung international und natürlich besonders in Österreich?

Maggie Haller:
Gerade 2019 bis jetzt haben die Medaka gefühlt einen enormen Aufschwung erlebt. In einem Gespräch mit dem Aquaristikshop meines Vertrauens Mitte 2019 hieß es, sie hatten eine Gruppe Medaka im Angebot von denen sie keinen einzigen verkaufen konnten. Nur wenige Monate später sah das plötzlich ganz anders aus. Ich freue mich natürlich ganz besonders, jetzt auch immer mehr Kontakte zu neuen österreichischen Haltern knüpfen zu können – wobei auch einige züchten möchten! Ich denke, sobald die ganze Sache mit COVID-19 vorbei ist, steht endlich auch ein österreichisches Medaka-Treffen an. Momentan verlassen wir uns ja noch stark auf unsere deutschen Kollegen in Sachen Medaka Events.

Medaka „Yang Guifei“

Axel Eywill:
Japan ist uns natürlich um Lichtjahre voraus was den Medaka betrifft. Das gilt insbesondere auch für Medaka Literatur. Bisher gibt es außerhalb Japans nur wissenschaftliche Bücher oder ab und zu Berichte in Aquarium Fachpublikationen (zB. Amazonas). Die Nachfrage an Medaka Literatur außerhalb Japans ist sicher am Wachsen bzw. im kleinen Stil bereits vorhanden. Was würdest Du Dir da persönlich wünschen?

Maggie Haller:
Puh also ich muss ehrlich sagen, die wissenschaftlichen Publikationen sind mir sowieso am liebsten. Ich verstehe aber auch, dass das in dieser Form nichts ist, wovon die Allgemeinheit profitieren könnte. Was ja auch der Grund ist, warum ich versuche, regelmäßig interessante wissenschaftliche Literatur verständlich zu übersetzen und die wesentlichen Erkenntnisse auf eine für andere Medakahalter nützliche Art zu teilen.
Ich denke, wenn wir nicht-japanische Literatur möchten, dann müssen wir die selber schreiben. Zusammen mit Italien nimmt Deutschland eine gewisse Vorreiterrolle ein, was die Verbreitung des Medaka international betrifft. Wer soll es also sonst tun?
Ende letzten Jahres war ja immer wieder ein Medaka Buch im Gespräch. Momentan denke ich aber, dass für ein Format, das über kürzere Erfahrungsberichte wie sie zum Beispiel in der Amazonas zu finden sind hinausgeht, unser doch schon sehr umfangreicher Wissenspool zu unstrukturiert ist.

Medaka Outdoor Bereich

Axel Eywill:
Mittlerweile gibt es einige Medaka Linien in Europa. Meist Dank privater Initiativen. Und Gewerbliche Einfuhren sind bis auf wenige Außnahmen selten, der Medaka in Europa bzw. deutsch sprachigen Raum noch recht unbekannt. Wie wichtig ist für Dich der Handel um den Medaka einer breiteren Öffentlichkeit bekannter zu machen?

Maggie Haller:
Ich glaube nicht, dass der Handel eine allzu große Rolle spielt. Natürlich steigt das Interesse und immer mehr Läden bieten Medaka an. Wer sie aber nicht schon vorher kennt, dem werden sie dort kaum auffallen neben Guppys, Kampffischen und Neons. Der Medaka ist in meinen Augen ein Fisch, der erst auf den zweiten Blick fasziniert. Man muss genau hinschauen, um zu erkennen, warum er etwas ganz Besonderes ist, sonst läuft man Gefahr den Medaka zu unterschätzen – auch die Arbeit, die unter anderem in die Zucht investiert werden muss bei manchen Stämmen. Deshalb ist auch die ganze Arbeit insbesondere der Community auf Facebook so bewundernswert. Man darf nicht vergessen, dass das alles in der Freizeit passiert und die Informationen und Unterstützung vollkommen unentgeltlich zu Verfügung gestellt werden.

Medaka „Miyuki“

Axel Eywill:
Und meine letzte Frage – was wünschst Du Dir als Medaka-Halter für die Zukunft dieser Tiere? Gibt es noch etwas, das Du sagen möchtest? Vielleicht etwas im Hinblick auf die Aquaristik?

Maggie Haller:
Eine große Sorge, die ich habe, ist, dass der Medaka als „Einsteigerfisch fürs Nanoaquarium“ oder „Mückenbekämpfer für Winzteiche“ verramscht wird. Wie oft liest man „der ist vollkommen anspruchslos,“ „kann sogar in Tassen gehalten werden,“ und ähnliches? Gleichzeitig bieten die Fische durch ihre geringe Größe, Anpassungsfähigkeit und Vielfältigkeit eine Chance für Menschen aus nahezu allen Lebenssituationen, Begeisterung für die Natur und die oft stiefmütterlich behandelte Fischwelt zu entdecken. Das ist eine Gratwanderung und ich hoffe, wir fallen nicht auf der falschen Seite runter.
Es wird auf jeden Fall spannend, jetzt wo die Medakaszene so richtig in Schwung kommt! Mich lassen die kleinen japanischen Reisfische so schnell nicht mehr los.

Danke Maggie für das interessante Interview. Ich wünsche dir eine erfolgreiche Medaka Outdoor Saison 2020 und natürlich das die Fangemeinde in Österreich weiter wächst. Neben dir gibt es ja in Wien noch den Markus Cihar, der ja bereits interviewt wurde. Vielleicht lernt man sich ja in Zukunft einmal persönlich kennen!

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